Nachhaltigkeit in der IT: Für KMU ist eine leistungsfähige IT-Infrastruktur unerlässlich, doch gleichzeitig wächst auch die Verantwortung, die IT-Umgebung umweltbewusst zu gestalten. Ein KMU mit einer ökologisch nachhaltigen IT-Infrastruktur setzt Technologien und Praktiken ein, die den Energieverbrauch reduzieren, Elektroschrott minimieren und negative Umweltauswirkungen verringern.
Weshalb ist ökologische Nachhaltigkeit in der IT für KMU wichtig?
Mehr und mehr setzt sich das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit in KMU durch. Doch wenn nachhaltige IT in Unternehmen zum Thema wird, ist es zunächst wichtig zu verstehen, welche Bedeutung Nachhaltigkeit in der IT hat:
- Kosteneinsparungen: Energieeffiziente Systeme können die Betriebskosten deutlich senken.
- Wettbewerbsvorteile: KMU-Kunden oder -Partner legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit.
- Gesetzliche Anforderungen: Immer mehr Länder führen Vorschriften zur Reduktion des CO2-Fussabdrucks ein.
- Ressourcenschonung: Eine nachhaltige IT trägt zum Schutz natürlicher Ressourcen bei.
- Innovationsförderung: Die Suche nach nachhaltigen IT-Lösungen kann zu neuen, effizienteren Technologien führen.
Strategien für mehr Nachhaltigkeit in der IT von KMU
1. Einsatz von Green IT
Green IT bezieht sich auf umweltfreundliche Informationstechnologie und umfasst Massnahmen, die den Energieverbrauch und die Umweltauswirkungen von IT-Systemen minimieren:
- Virtualisierung
Durch die Konsolidierung mehrerer physischer Server auf einem leistungsfähigen Server reduzieren KMU den Energieverbrauch und den Platzbedarf drastisch.
Beispiel: Ein Unternehmen mit 10 physischen Servern konsolidiert diese auf 2-3 phyische Server mit 10 virtuellen Server und spart dabei bis zu 80% Energie ein.
- Cloud-Computing
Die Verlagerung von Diensten in die Cloud hat meist erhebliche Energieeinsparungen zur Folge, da Cloud-Anbieter oft hocheffiziente Rechenzentren betreiben.
Beispiel: Statt einen eigenen E-Mail-Server zu betreiben, könnte ein KMU auf Microsoft 365 umsteigen.
- Energieeffiziente Hardware
Beim Kauf neuer Geräte ist auf Energieeffizienzlabels zu achten.
Beispiel: Ein Desktop-PC mit einem Zertifikat von Energy Star hat einen bis zu 60% geringeren Energieverbrauch als ein herkömmliches Modell.
2. Nachhaltige IT-Beschaffung
Die Art und Weise, wie IT-Ressourcen beschafft werden, spielt ebenfalls eine Rolle für die Nachhaltigkeit:
- Lebenszyklus-Analyse
Vor dem Kauf neuer Geräte sollte deren gesamter Lebenszyklus betrachtet werden, von der Produktion bis zur Entsorgung.
Beispiel: Ein Laptop mit längerer Akkulaufzeit und einfach austauschbaren Komponenten ist in der Regel eine nachhaltigere Wahl sein als ein günstigeres Modell mit kürzerer Lebensdauer.
- Refurbished Hardware
Der Einsatz von aufbereiteter Hardware trägt zu einer deutlichen Reduzierung des ökologischen Fussabdrucks bei.
Beispiel: Ein refurbished Smartphone kann bis zu 80% weniger CO2-Emissionen verursachen als ein neues Gerät.
- Reparierbarkeit
Beim Kauf neuer Geräte sollte auf deren Reparierbarkeit geachtet werden.
Beispiel: Einige Laptop-Hersteller wie Framework bieten modulare Designs, die einfache Reparaturen und Upgrades ermöglichen.
3. Systemdesign der IT-Infrastruktur
Ein durchdachtes Systemdesign verbessert die Effizienz und Nachhaltigkeit der gesamten IT-Infrastruktur spürbar:
- Bedarfsgerechte Dimensionierung
IT-Ressourcen sollten genau auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmt sein.
Beispiel: Statt pauschal jedem Mitarbeiter einen leistungsstarken Desktop-PC zur Verfügung zu stellen, könnte ein KMU eine Mischung aus Thin Clients (einfache Computer mit minimaler Rechenleistung, die auf einen zentralen Server zugreifen) für einfache Büroarbeiten und leistungsfähigeren Workstations für rechenintensive Aufgaben einsetzen.
- Automatisierung wiederkehrender Aktivitäten
Durch den Einsatz von Automatisierungstools können Prozesse effizienter gestaltet und Ressourcen geschont werden.
Beispiel: Ein automatisiertes Patch-Management-System stellt sicher , dass alle Systeme stets auf dem neuesten Stand sind, ohne dass manuelle und ressourcenintensive Prozesse erforderlich sind.
- Vorkonfiguration von Endgeräten
Tools zur Vorkonfiguration von Endgeräten verhindern manuelle Eingriffe.
Beispiel: Mit Windows Autopilot konfigurieren sich neu an die Mitarbeitende ausgelieferte Laptops automatisch beim ersten Einschalten. Dadurch entfallen physische Anreisen durch die IT-Spezialisten. Manuelle Arbeitsabläufe und unnötige Inbetriebnahmezeiten lassen sich damit reduzieren, was den Energieverbrauch und die Umweltbelastung senkt.
4. Energiemanagement und -effizienz
Ein effektives Energiemanagement kann den Stromverbrauch und damit die Betriebskosten sowie den CO2-Fussabdruck erheblich reduzieren:
- Intelligente Stromversorgung
Der Einsatz von intelligenten Stromleisten und Energiemanagementsystemen optimiert den Stromverbrauch.
Beispiel: Eine intelligente Stromleiste schaltet automatisch alle angeschlossenen Geräte aus, wenn der letzte Mitarbeiter das Büro verlässt.
- Optimierung der Kühlung
In Serverräumen senkt eine effiziente Kühlung den Energieverbrauch drastisch.
Beispiel: Der Einsatz von Kaltgang-Einhausungen in Serverräumen kann die Kühleffizienz um bis zu 30% steigern. Diese Kühlmethode trennt die kalten Gänge, in denen die kühle Luft zu den Servern strömt physisch von den warmen Gängen, welche die warme Abluft abführen. Dies verhindert die Vermischung von kalter und warmer Luft, wodurch die Kühlung gezielter und effizienter erfolgt.
- Nutzung erneuerbarer Energien
Wo möglich, sollten KMU auf erneuerbare Energiequellen setzen.
Beispiel: Beim Energielieferanten den Strommix aus erneuerbaren Energien bestellen oder mit der Installation von Solarpanelen auf dem Firmendach einen Teil des IT-Strombedarfs decken.
5. Abfallmanagement und Recycling
Ein verantwortungsvoller Umgang mit IT-Abfällen ist entscheidend für eine nachhaltige IT-Infrastruktur:
- E-Waste-Recycling-Programme
Eine Partnerschaft mit zertifizierten E-Waste-Recycling-Unternehmen dient der ordnungsgemässen Entsorgung alter Geräte.
Beispiel: Ein KMU könnte einen jährlichen «E-Waste-Tag» einführen, an dem Mitarbeitende auch private Altgeräte zur fachgerechten Entsorgung mitbringen können.
- Wiederverwendung von Hardware
Ältere, aber noch funktionsfähige Geräte können für weniger anspruchsvolle Aufgaben wiederverwendet werden.
Beispiel: Ein ehemaliger Arbeitsplatz-PC kommt als Dateiserver oder für die digitale Beschilderung im Innern des Firmengebäudes zum Einsatz.
- Spenden von Altgeräten
Funktionstüchtige, aber für das Unternehmen nicht mehr benötigte Geräte lassen sich an gemeinnützige Organisationen spenden.
Beispiel: Ein KMU geht eine Partnerschaft mit einer lokalen Schule ein und spendet regelmässig aufbereitete Laptops.
6. Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden
Die Einbindung und Schulung der Firmenbelegschaft ist wichtig für den Erfolg nachhaltiger IT-Initiativen:
- Schulungsprogramme
Durchführen regelmässiger Workshops zu Themen wie Energiesparen am Arbeitsplatz oder nachhaltiger Umgang mit IT-Ressourcen.
Beispiel: Ein monatlicher «Green IT Lunch & Learn», bei dem Mitarbeitende Best Practices austauschen können.
- Gamification
Mit dem Einsatz von spielerischen Elementen die Mitarbeitenden für Nachhaltigkeitsziele motivieren.
Beispiel: Ein Wettbewerb zwischen Abteilungen misst, wer den Energieverbrauch am stärksten reduzieren kann. Das Gewinnerteam bekommt eine Belohnung.
- Klare Richtlinien
Entwicklung und Kommunikation klarer Richtlinien für den nachhaltigen Umgang mit IT-Ressourcen.
Beispiel: Das KMU erarbeitet eine «Green IT Policy» mit Vorgaben zum Energiesparen, zur Nutzung von Druckern und zum Umgang mit Altgeräten.
7. Messung und Berichterstattung
Um den Erfolg von Nachhaltigkeitsinitiativen zu verfolgen und kontinuierlich zu verbessern, ist eine regelmässige Messung und Berichterstattung hilfreich:
- Etablierung von KPIs
Definition klarer Kennzahlen (Key Performance Indicators KPIs) zur Messung der IT-Nachhaltigkeit.
Beispiel: Messung und Berichterstattung zum Energieverbrauch pro Mitarbeiter und Mitarbeiterin, Anteil rezyklierter Hardware, CO2-Fussabdruck der IT-Abteilung (falls IT-Abteilung vorhanden).
- Regelmässige Audits
Durchführen regelmässiger Nachhaltigkeitsaudits der IT-Infrastruktur.
Beispiel: Ein jährlicher «Green IT Check», der sämtliche Aspekte der IT-Infrastruktur auf Nachhaltigkeit prüft.
- Transparente Berichterstattung
Erstellung und Veröffentlichung regelmässiger Nachhaltigkeitsberichte.
Beispiel: Ein jährlicher «Green IT Report», der intern kommuniziert und auf der Unternehmenswebsite veröffentlicht wird.
8. Zusammenarbeit mit nachhaltigen IT-Dienstleistern
Hat ein KMU seine IT-Infrastruktur ausgelagert, so hat die Wahl des richtigen IT-Dienstleisters einen grossen Einfluss auf die Nachhaltigkeit der gesamten IT-Infrastruktur des Unternehmens. Ein Dienstleister, der sich selbst der Nachhaltigkeit verpflichtet hat, kann wertvolle Unterstützung und Expertise bei der Umsetzung einer nachhaltigen IT-Strategie bieten.
Woran erkennt man einen nachhaltigen IT-Dienstleister?
- Nachhaltigkeitszertifizierungen: Zertifizierungen zum Thema ökologische Nachhaltigkeit zeigen, dass der IT-Dienstleister systematisch an der Verringerung seiner Umweltbelastung arbeitet.
- Nachhaltige Technologien und Praktiken: Der Dienstleister sollte selbst energieeffiziente Technologien einsetzen und nachhaltige Praktiken in seinen eigenen Betrieben implementieren.
- Partnerschaften und Initiativen: Ein wichtiger Hinweis auf einen nachhaltigen Dienstleister sind seine Mitgliedschaften in relevanten Nachhaltigkeitsinitiativen oder Partnerschaften mit Organisationen, die sich für Nachhaltigkeit in der IT einsetzen.
- Lebenszyklusmanagement: Ein nachhaltiger IT-Dienstleister sollte Lösungen für das gesamte Lebenszyklusmanagement von IT-Geräten anbieten, einschliesslich umweltfreundlicher Entsorgung und Recycling.
- Klimaneutralität: Ein wirklich nachhaltiger IT-Dienstleister kompensiert seine Emissionen mit dem Anspruch, möglichst klimaneutral zu sein. Zertifizierungen wie etwa von «myclimate» sind ein guter Hinweis darauf.
- Erneuerbare Energien: IT-Services-Anbieter mit einem hohen Umweltbewusstsein nutzen erneuerbare Energiequellen für ihren Betrieb.
- Nachhaltige Mobilität: Ein ressourcenschonender IT-Dienstleister nutzt klimakompatible Mobilitätsformen wie etwa den öffentlichen Verkehr oder eine umweltfreundliche Fahrzeugflotte (z.B. Elektro-, Erdgas- oder Biogasfahrzeuge).
- Nachhaltige Beschaffung: Verantwortungsvolle IT-Dienstleister achten beim Einkauf auf die Nachhaltigkeit der zu beschaffenden Produkte und Dienstleistungen.
Fazit für mehr Nachhaltigkeit in der IT von KMU
Die Gestaltung einer nachhaltigen IT-Infrastruktur ist für KMU nicht nur eine ökologische und gesellschaftliche Notwendigkeit, sondern auch eine wirtschaftliche Chance. Durch die Umsetzung der vorgestellten Strategien können Unternehmen nicht nur ihren ökologischen Fussabdruck reduzieren, sondern auch Kosten senken, ihre Effizienz steigern und sich als verantwortungsbewusste Akteure in der digitalen Wirtschaft positionieren.
Die Zusammenarbeit mit einem der ökologischen Nachhaltigkeit verpflichteten IT-Dienstleister kann dabei ein wichtiger Faktor sein, um diese Ziele effektiv und effizient zu erreichen. Ein solcher Partner bringt nicht nur das notwendige Fachwissen mit, sondern dient auch als Katalysator für Innovationen und kontinuierliche Verbesserungen.
Schliesslich geht es bei der nachhaltigen Gestaltung der IT-Infrastruktur darum, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der technologische, ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Indem KMU diesen Weg einschlagen, leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, sondern sichern auch ihre eigene Zukunftsfähigkeit in einem zunehmend digitalisierten und umweltbewussten Marktumfeld.