Medizinische Praxen stehen in der Regel unter hohem Effizienzdruck. Es gilt, Patienten zielführend und kosteneffizient zu behandeln, während gleichzeitig ein hohes Mass an administrativen Tätigkeiten anfällt. Eine wirksame Unterstützung durch die passende Informationstechnologie (IT) ist daher unabdingbar.
Der stete Wandel der Technologien bringt in der IT laufend zahlreiche Innovationen hervor. Viele davon eignen sich für die Steigerung der Effizienz in medizinischen Umgebungen. In Arztpraxen geht es darum, Prozesse möglichst schlank und effizient zu halten. Gleichzeitig stellen Cybersicherheit und der Schutz der Patientendaten eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Für den Betrieb der IT-Infrastruktur gibt es für eine medizinische Praxis mehrere Möglichkeiten.
IT-Betriebsarten für die Arztpraxis
In einer medizinischen Praxis, stehen für die Umsetzung des IT-Betriebs drei Optionen oder Kombinationen davon zur Verfügung: Die IT in Eigenregie bereitstellen und betreiben, die Leistungen via Cloud Computing beziehen oder einen Anbieter von Managed IT Services in Anspruch nehmen.
1. Die IT komplett in eigener Hand
Bei dieser Art des IT-Betriebs kümmert sich die medizinische Praxis um sämtliche Belange der IT. Dazu gehört die Planung der Infrastruktur sowie die Beschaffung der notwendigen Hard- und Software wie Server, Endgeräte, Netzwerkkomponenten, Betriebssysteme, Anwendungssoftware, Antivirusprogramme, Firewalls, unterbrechungsfreie Stromversorgung usw. Hinzu kommen die Installation, Konfiguration und Wartung der einzelnen Geräte, Programme sowie des Netzwerks. Eine wichtige Rolle spielt auch die laufende und zeitnahe Einspielung von Sicherheitsupdates, um die Cybersicherheit, den Schutz der Patientendaten und die ständige Betriebsbereitschaft der IT zu gewährleisten.
Grundsätzlich kommt diese Betriebsart für Praxen in Frage, die über entsprechendes Know-how und Erfahrung mit dem Aufbau und Betrieb von IT-Systemen im Praxisalltag sowie über personelle IT-Ressourcen verfügen. In allen anderen Fällen lassen sich die besonderen Anforderungen von medizinischen Praxen an die IT mit spezialisierten IT Services oder Cloud Computing meist besser, kostengünstiger und effizienter erfüllen.
2. IT-Services aus der Cloud
Die IT-Infrastruktur aus der Cloud stellt ein Netz von externen Rechnern zur Verfügung, so dass diese in der Arztpraxis nicht als physische Server oder Datenspeicher vorhanden sein müssen. Der Zugriff erfolgt beispielsweise über einen Webbrowser und die IT-Dienstleistungen kommen, vergleichbar mit dem Bezug von elektrischer Energie, «aus der Steckdose».
Alternativ kann der Nutzer von seinem Endgerät direkt auf einen unsichtbaren (virtuellen) Desktop zugreifen – sein Endgerät spielt dabei die Rolle eines «Thin Client», einem beliebigen Endgerät mit Display und Tastatur wie etwa ein Laptop, Tablet, oder Smartphone. Dieses greift auf den virtuellen Desktop-Computer zu, der in einem Rechenzentrum mit seiner vollen Rechenleistung rund um die Uhr für jeden beliebigen Standort des Nutzers zur Verfügung steht. Voraussetzung ist lediglich ein verschlüsselter Internetzugang. Der Nutzer meldet sich mit seinem Endgerät über ein Icon auf seinem Bildschirm via verschlüsselte Verbindung an. Danach stehen ihm sogleich die gewohnten Programme, Daten und Desktop-Icons zur Verfügung.
Die vom Nutzer oder von der Praxis benötigte Prozessorleistung, die Datenübermittlung sowie die Datenspeicherung werden bei der Cloud-Lösung vom jeweiligen Service Provider erbracht. Dessen Rechenzentren sind äusserst leistungsfähig und umfassend dimensioniert. Damit können sie eine viel höhere Leistungsfähigkeit erbringen, als dies in einer einzelnen Arztpraxis mit einem lokalen Server möglich ist.
Das Cloud Computing eignet sich für viele spezifische Anforderungen einer medizinischen Praxis. Bei besonders hohen Datenschutzanforderungen lassen sich die Leistungen vollständig in einer geschützten privaten Cloud über verschlüsselte Internetverbindungen bereitstellen.
3. Managed IT Services
Managed IT Services sind vordefinierte IT-Leistungen, die ein Managed IT Service Anbieter (auch Managed Services Partner, Managed Services Provider oder MSP) erbringt. Um sich nicht selbst mit dem Aufbau und dem Betrieb der IT beschäftigen zu müssen, überträgt die Praxis einem MSP die Verantwortung für seine gesamte IT. Der Managed Services Partner übernimmt die Aufgabe, IT-Leistungen wie Endgeräte für die Arbeitsplätze, Anwendungen, Netzwerke, Server, Speicherplatz, Security Services und anderes bereitzustellen. Der MSP sorgt gleichzeitig für die laufende Verwaltung, den Unterhalt und die Wartung der vollständigen IT-Infrastruktur.
Umfang und Qualität der zu erbringenden Services werden im Vorfeld zwischen Dienstleister und Arztpraxis abgestimmt und in einer schriftlichen Dienstleistungsvereinbarung (Service Level Agreement SLA) festgehalten. Gegenüber dem klassischen Outsourcing grenzen sich Managed IT Services dadurch ab, dass die Arztpraxis die IT-Verantwortlichkeiten auch nur für ausgewählte IT-Leistungen an den MSP übertragen kann. Der Managed Service Provider erbringt die Leistungen je nach Bedarf und Betriebsmodell direkt über den Server vor Ort in der medizinischen Praxis oder in einem eigenen Rechenzentrum oder in der Cloud.
Abrechnung von Managed IT Services
Zur Abrechnung der in Anspruch genommenen Services sind verschiedene Modelle verfügbar:
- Abrechnung nutzungsbasiert
- Abrechnung zum Festpreis im Abonnement
- Abrechnung nach Aufwand
- Abrechnung nach Zeit
Einige Anbieter von Managed IT Services haben sich auf die besonderen Anforderungen von Arztpraxen spezialisiert und bieten massgeschneiderte Lösungen. Lesen Sie dazu unseren kostenlosen Ratgeber für Arztpraxen.
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