Die häufigsten KMU-Fehler bei der Cloud-Migration

Golden Gate Bridge: Cloud Migration, San Francisco, California.Ist Ihr KMU bereit für die Cloud-Mi­gra­tion? Gemeint ist der Umzug der Un­terneh­mens-IT von der bisher lokalen IT-Infr­astruk­tur in ex­terne Re­chen­zentren. Diese stellen die für das KMU er­forderli­chen IT-Leistungen über ein öffentli­ches oder privates Netz­werk den Mitarbeitenden zur Verfügung.

Cloud-Anbieter bereiten IT-Leistungen in einem professionell betriebenen, externen Rechenzentrum auf. Diese IT-Dienstleistungen sind von den Nutzern im Unternehmen über eine Cloud (Netzwerk-Wolke) abrufbar. Lokale Endgeräte wie Notebooks, Smartphones, Tablets oder Desktop-Rechner sind an diese externe Cloud angeschlossen. Sie dienen als Zugangsterminals zu den Anwendungen und IT-Dienstleistungen in der Cloud. Sie sind die Schnittstelle zwischen der Cloud und dem Nutzer, sorgen für die Visualisierung der Daten und ermöglichen es dem Anwender, mit den Systemen und Daten der Cloud zu interagieren.

Wenn nun ein KMU entscheidet, seine bisher physisch vorhandene IT-Infrastruktur neu in die Cloud zu verschieben, so spricht man von Cloud-Migration. Leider entstehen bei solchen Migrationen oft Fehler: Ungenügend vorbereitete Cloud-Migrationen führen zu unerwarteten Ergebnissen und können unvorher­gesehene sowie unangenehme Konsequenzen mit sich bringen – in manchen Fällen bemerkt das KMU zunächst nicht, dass etwas nicht in Ordnung ist.

4 häufige Fehler bei der Cloud-Migration und wie sie sich vermeiden lassen

Um Schwierigkeiten bei der Cloud-Migration zu vermeiden, sollte sich die Geschäftsführung von KMU mit den häufigsten Herausforderungen und Fehltritten bei der Cloud-Migration vertraut machen. Nachstehend gehen wir auf die 4 häufigsten Fehler und Herausforderungen ein, die bei einer solchen Migration entstehen. Diese lassen sich vermeiden, wenn im Unternehmen entsprechendes Cloud-Know-how vorhanden ist oder indem es einen qualifizierter IT-Partner mit fundierter Erfahrung in der Cloud-Migration für KMU beizieht.

1. Fehler: Vergessen, eine Cloud-Migrationsstrategie zu entwickeln

Zu oft stürzen sich Unternehmen ohne einen konkreten Plan in die Cloud-Migration. Dies kann zu Fehlentscheidungen führen, die eine Migration zum Scheitern bringen können. Die Einführung einer Cloud beinhaltet in der Regel einen Veränderungsprozess (Change-Prozess) im KMU, der in der Regel fast alle Mitarbeitenden und Führungskräfte betrifft. Der Cloud-Erfolg beginnt daher mit der Festlegung einer Cloud-Strategie. Diese muss eine klare Vision und einen Plan für den damit verbundenen Change-Prozess beinhalten.

Ein KMU sollte zudem wissen, warum es seine IT in die Cloud migrieren will. Geschäftsführung und allfällige IT-Teams müssen verstehen, wie die Umstellung dem Unternehmen wirklich Nutzen bringt. Es sollte einen aussagekräftigen Grund geben, wie etwa der Bedarf an verbesserter Verfügbarkeit der IT, die Notwendigkeit einer höheren Skalierbarkeit der IT-Infrastruktur oder der Wunsch die Investitionskosten in die Betriebskosten zu verlagern, um damit die Ausgaben an die Intensität der betrieblichen Tätigkeit anzupassen. Auch diese Themen gehören in die Cloud-Migrationsstrategie.

Zudem gilt es, die betrieblichen Voraussetzungen sowie die damit zusammenhängenden Anwendungen zu inventarisieren und zu evaluieren und diese für die Eignung zur Migration zu bewerten. Um unternehmerische Innovationen schneller voranzubringen, kommen allenfalls neue, cloud-spezifische Anwendungen hinzu. Für einige Anwendungen kann es zudem geeigneter sein, wenn sie vor Ort in einer lokalen IT-Infrastruktur bleiben. Zum Beispiel könnten geschäftskritische Anwendungen mit hohem Durchsatz oder Anwendungen, die Daten mit sehr strengen geografischen Datenschutzanforderungen enthalten, in einer vor-Ort-IT (on Premises) besser aufgehoben sein. Für solche Fälle bieten sich hybride IT-Architekturen an, die sowohl die Cloud als auch die eigene physische IT-Infrastruktur im Unternehmen beinhalten. Diese anwendungsspezifischen Voraussetzungen sind abhängig vom künftigen Geschäftsmodell des KMU und gehören ebenfalls in eine klar definierte Cloud-Migrationsstrategie.

2. Fehler: Die Migration überstürzen

Manche Geschäftsführer von KMU aber auch IT-Profis denken, dass eine Cloud-Migration so einfach ist wie der Umgang mit dem bisherigen lokal vorhandenen Server, der sich künftig zufälligerweise in der Cloud befindet. Doch in Wirklichkeit umfasst eine erfolgreiche Migration einige Schritte und Aktivitäten.

Oft beginnen KMU mit nicht unternehmenskritischen Anwendungen, die in der Regel am einfachsten zu migrieren sind. Sobald allerdings komplexere Anwendungen folgen, steigen auch die Anforderungen an die Migration: Möglicherweise müssen KMU einige ihrer Anwendungen umstrukturieren, damit sie in der Cloud einwandfrei funktionieren oder gewisse Anwendungen sind so erfolgskritisch für das jeweilige Geschäftsmodell, dass sich das Unternehmen keine Ausfälle während der Migration leisten kann. In solchen Situationen sollte das KMU seine Daten und Anwendungen in Phasen migrieren. Dies mindert nicht nur das Ausfallrisiko, sondern hilft auch, Probleme frühzeitig aufzuspüren. Stellt ein KMU alles auf einmal um und es tritt ein Problem auf, so muss das Unternehmen für die gesamte IT einen Fehlerbehebungsprozess (Debugging) einleiten statt nur für die jeweilige Anwendung – was wiederum mit Zeitverlust verbunden ist.

Um Probleme bei der Cloud-Migration zu minimieren gilt es daher, isolierte oder überstürzte Migrationsaktivitäten einzelner Abteilungen oder Teams innerhalb des Unternehmens zu vermeiden. Wie bei den meisten Change-Prozessen liegt der Schlüssel zum Migrationserfolg darin, ein funktionsübergreifendes Change-Team zu bestimmen und einzubeziehen. Dieses berücksichtigt die Migrationsstrategie, die Unternehmensziele und die involvierten Mitarbeitenden.

3. Fehler: Kosten unterschätzen oder übersehen

Bevor ein KMU den Wechsel in die Cloud vornimmt, ist es wichtig, dass das Unternehmen alle damit zusammenhängenden Kostenfaktoren versteht. Cloud-Plattformen haben den Ruf, kostengünstiger als eine eigene physische IT-Infrastruktur zu sein – dies kann durchaus der Realität entsprechen, da eine On-Premises-IT erhebliche Vorinvestitionen erfordert. Viele Cloud-Dienste rechnen einmal im Monat ab oder folgen einem Pay-as-you-go-Preismodell. Dies führt zu einer hohen Planungssicherheit für das Unternehmen. Dennoch gilt es, allfällige weitere Gebühren einzukalkulieren, wie etwa die Kosten für Datentransfer, zusätzlichen Support oder Schulungen. Diese zusätzlichen Ausgaben gilt es bei der Aufbereitung des Kostenrahmens mitzuberücksichtigen, um unerfreuliche Budgetüberraschungen zu vermeiden.

4. Fehler: Versäumnisse bei der Datensicherung

Sobald ein Unternehmen seine Daten in die Cloud verschiebt, muss es die bisherigen Sicherheitsrichtlinien anpassen. Da in der Cloud das Unternehmen für die Einstellung vieler Sicherheitskontrollen und Datensicherungen (Backups) rund um ihre Apps und Daten verantwortlich ist, können versehentlich leicht Schwachstellen entstehen. Vor der Migration der Daten in die Cloud sind daher verschiedene Fragestellungen rund um die Datensicherung zu beantworten und Entscheidungen zu treffen:

  • Wie läuft die Datensicherung in der jeweiligen Cloud ab?
  • Sind die Daten so sensitiv, dass die Datensicherungen in einem Schweizer Rechenzentrum mit höchsten Sicherheitsstandards erfolgen muss?
  • Wie lässt sich die Korrektheit der einzelnen Datensicherungen in der Cloud jeweils überprüfen?
  • Wie lassen sich Testläufe für die Wiederherstellung von Daten aus einem Cloud-Backup vornehmen?
  • Enthält der Migrationsplan unmittelbar vor dem eigentlichen Migrationsprozess eine umfassende Datensicherung und Prüfung des Wiederherstellungsprozesses der gesicherten Daten?

Fazit

Zweifelsohne bietet die Cloud eine grossartige Möglichkeit, die IT-Infrastruktur zu modernisieren, die betriebliche Effizienz zu steigern, eine skalierbare Infrastruktur zu schaffen und bei den Kosten Planungssicherheit zu gewinnen. Der Umzug in die Cloud erfordert allerdings eine professionelle Planung, unter Berücksichtigung der betrieblichen Voraussetzungen und im Einklang mit den technologischen Möglichkeiten. Auch gilt es, die Sicherheit der Daten während und nach der Migration zu gewährleisten.

Um die Migration in die Cloud erfolgreich umzusetzen, ist es für KMU ratsam, externe Fachbegleitung beizuziehen – dies kann sowohl ein neutraler IT-Experte als auch ein IT-Dienstleister sein, der sowohl Cloud-Lösungen als auch physische IT-Konfigurationen innerhalb des Unternehmens anbietet. Entscheidend ist, dass dieser über entsprechende Erfahrung in der Cloud-Migration bei KMU verfügt und die damit einhergehenden Herausforderungen und Chancen aus der Praxis kennt.

Die Cloud: IT aus der Steckdose. Chancen und Risiken von Cloud Computing für KMU

Titelbild: Shutterstock

Themen: Cloud
Autor: Philipp Hollerer | 19.02.2021 | 08:35
Philipp Hollerer
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