Sollen KMU die Multicloud-Datensicherung einsetzen?

Businessman hand working with a Cloud Computing diagram on the new computer interface as concept-2-1Auch bei KMU sind heutzutage die Abhängigkeiten von elektronisch gespeicherten Daten hoch. Gehen ungesicherte Daten verloren, ist die Positionierung des Unternehmens gefährdet oder die Betriebsabläufe sind empfindlich gestört. Ein Unternehmen tut deshalb gut daran, eine wirkungsvolle und effiziente Backup-Strategie (Datensicherung) in seinem IT-Konzept vorzusehen. Tritt ein Datenverlust ein, sollen sich die benötigten Daten rasch und unkompliziert wiederherstellen lassen. So hält das KMU die geschäftlichen Prozesse aufrecht. Kann eine Multicloud einen Beitrag dazu leisten?

Zunächst ein Blick auf das Sicherungskonzept eines professionellen Daten-Backups: KMU sollen ihre relevanten Unternehmensdaten laufend und wirksam sichern, um sie bei allen möglichen Ernstfällen zuverlässig wieder abrufen zu können. Eine wichtige Rolle spielt bei der Datensicherung die sogenannte 3-2-1-Backup-Regel. Dieses Datensicherungskonzept besagt, dass alle Daten dreifach gespeichert sein sollen, um so einen maximierten Schutz vor Datenverlust zu gewährleisten.

Weshalb soll ein KMU seine Daten 3-fach speichern?

Bei einem Datenverlust ist es wichtig, dass das KMU seine Daten, unabhängig von der Art des Zwischenfalls, rasch wiederherstellen kann. Löscht beispielsweise ein Nutzer versehentlich eine im unternehmerischen Datenverzeichnis gespeicherte Datei (1. Speicherung), so soll diese bei Bedarf rasch wieder zur Verfügung stehen können. Hat jedoch die Datensicherung (2. Speicherung) nicht richtig funktioniert, weil etwa der Datenspeicher für das Backup defekt ist, so steht die Sicherungskopie nicht zur Verfügung. Ist die Datei durch die 3-fach-Sicherung dank der 3-2-1-Backup-Regel ein drittes Mal vorhanden, so besteht eine zusätzliche Sicherungsebene, für den Fall dass der Standard-Backup-Prozess für die 2. Speicherung nicht ordnungsgemäss stattfinden konnte.

Wie funktioniert die 3-2-1-Backup-Regel?

Die 3-2-1-Backup-Regel folgt einer allgemein anwendbaren Sicherungslogik:

  • 3 Kopien aller Daten aufbewahren.
    Sämtliche KMU-Daten sollen drei Mal gespeichert sein: 1 Mal als Originaldatei und 2 Mal als Backup (Sicherungskopien).

  • Auf 2 Medien speichern.
    Das KMU soll die relevanten Daten auf mindestens zwei verschiedenen Medientypen sichern.

  • 1 Kopie extern aufbewahren.
    Mindestens eine der drei Kopien soll sich an einem externen Standort ausserhalb der Unternehmensräumlichkeiten befinden.

Einsatzmöglichkeiten der Multicloud bei der Datensicherung

Viele KMU nutzen bereits die Vorzüge von Cloud Computing. Dabei beschafft das Unternehmen nicht eigene physische Rechenleistung in Form von Servern, sondern nutzt dafür die Dienste eines Cloud-Anbieters. Dieser stellt eine eine ganze Reihe von Servern in Form einer «Wolke» (Cloud) für verschiedenste Organisationen zur Verfügung. Das KMU bezieht dabei die von ihm benötigte IT-Rechenleistung wie beim Strombezug aus einer symbolischen Steckdose von diesem Cloud-Anbieter. Neben Cloud-Typen wie der privaten oder der öffentlichen Cloud erfreuen sich Mischformen wie die Multicloud immer grösserer Beliebtheit. Diese kann beim Backup nach der 3-2-1-Regel eine Rolle spielen.

Was ist eine Multicloud?

Eine Multicloud kombiniert die Leistungen verschiedener Clouds von mehreren Anbietern. Auf diese Cloud greift das KMU je nach Bedarf zu. Die Multicloud ist die ideale Lösung für Unternehmen, die sich nicht von einzelnen Cloud-Anbietern abhängig machen wollen und stets von einem optimalen Leistungsniveau der in Anspruch genommenen Cloud-Services profitieren möchten.

Ein Vorteil einer Multicloud-Umgebung ist, dass sich zu starke Abhängigkeiten von einzelnen Cloud-Anbietern und ihren Cloud-Services verringern lassen. Denn wer seine Anwendungen oder Daten in die öffentliche Cloud verlagert, verliert ein Stück Kontrolle und Unabhängigkeit. Besonders hoch ist die Abhängigkeit, wenn das Unternehmen sämtliche Services von nur einem einzigen Anbieter bezieht. KMU mit einem Multicloud-Ansatz haben in dieser Hinsicht keine Probleme, selbst wenn ein einzelner Anbieter des Multicloud-Netzwerks komplett vom Markt verschwinden sollte.

Möglichkeiten von Backup mit der Multicloud

Bei der Datensicherung eignet sich eine Multicloud in weiten Teilen für die Umsetzung der erwähnten 3-2-1-Backup-Regel. In einer Multicloud-Umgebung ist es ratsam, eine Kopie in derjenigen Cloud zu sichern, in der sich auch die Originaldateien des KMU befinden (Arbeitsdateien). Gleichzeitig soll eine weitere Sicherung auf einer anderen Cloud-Umgebung (anderer Anbieter) innerhalb der Multicloud-Konfiguration des KMU erfolgen.

Ist eine Datenwiederherstellung aus der Multicloud erforderlich, um verlorene Daten zu retten, lassen sich die Daten aus der ersten Sicherung in derselben Cloud wiederherstellen, in der auch die Originaldateien aufbewahrt sind. Diese Art der Wiederherstellung lässt sich rasch umsetzen. Sie ist deutlich schneller, als wenn das KMU die Backup-Daten zunächst über eine WAN-Verbindung von einer weiteren Cloud innerhalb der Multicloud übertragen muss.

Doch Was geschieht, wenn tatsächlich die gesamte Cloud-Ebene mit den Originaldateien und der ersten Sicherung ausfällt? In diesem Fall lassen sich die Backup-Kopien, die auf einer anderen Cloud innerhalb derselben Multicloud-Konfiguration gespeichert sind, abrufen.

Die 3-2-1-Backup-Regel besagt aber auch, dass die Datensicherung auf mindestens zwei verschiedenen Medientypen gespeichert werden soll. Dieser Teil der Regel lässt sich in einer Multicloud-Backup-Umgebung nicht direkt umsetzen. Um dennoch genügen Sicherheit zu gewährleisten, lassen sich geografische Cloud-Regionen nutzen. Wenn der Hauptteil der Daten bei einem Cloud-Anbieter in der Schweiz gespeichert ist, kann das KMU für die Multicloud einen weiteren Cloud-Anbieter mit Rechenzentren in der Europäischen Union hinzufügen und dort eine weitere Sicherungskopie speichern. Dies ist allerdings nur dann zu empfehlen, wenn die Datenschutzgesetze der EU für das jeweilige KMU und seine Anforderungen an den Datenschutz ausreichen.

Nachteile der Multicloud

Mit dem Einsatz der Multicloud ergeben sich auch Nachteile. So ist der Verwaltungsaufwand höher – je mehr Services und Providers das KMU in einer Cloud-Umgebung kombiniert, desto komplexer wird das Management der Gesamtlösung. Es sind mehr Schnittstellen zu bedienen, unterschiedliche Services abzurechnen, mehr Zugriffsrechte zu verwalten oder verschiedene Datenschutz- und Datensicherheitskonzepte zu berücksichtigen.

Vorgehen für die Backup-Entscheidungsfindung

Ob ein KMU die Multicloud für die Datensicherung verwenden soll, hängt von seiner IT-Kompetenz oder derjenigen seines IT-Dienstleisters sowie seinen Anforderungen an die Daten-Compliance ab. Um den passenden und zielführenden Entscheid zum Thema Backup zu fällen, ist es für ein KMU ratsam, einen Anbieter von Managed IT Services zu konsultieren. Dieser berät das Unternehmen aus neutraler Perspektive und unter Berücksichtigung der betrieblichen Bedürfnisse.

 

Die Cloud: IT aus der Steckdose. Chancen und Risiken von Cloud Computing für KMU

 

Titelbild: Shutterstock

 

Themen: Cloud, Datensicherung
Autor: Philipp Hollerer | 07.09.2020 | 07:38
Philipp Hollerer
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