Die Cloud (Cloud Computing oder Cloud Services) umfasst mittlerweile eine Vielzahl von möglichen IT-Diensten. Dazu gehören Rechendienste, Speicheranwendungen, Transaktionen, Dokumentenverarbeitung, Datenbankanwendungen, E-Mail-Dienste oder Security-Aufgaben. Doch was sind die wirklichen Vor- und Nachteile von Cloud Computing für ein KMU oder ein Startup?
Leistungsstarke Innovationen der Cloud-Branche haben ein rasantes technologisches Wachstum ausgelöst. Dies hat verschiedene Kategorien von Dienstleistungen hervorgebracht, die ein Unternehmen heute über die Cloud beziehen kann. Anwender können diese Dienste über ein Endgerät jederzeit von jedem Ort mit Internet-Anbindung nutzen. Je nach Geschäftsmodell eines KMU ist eine eigene IT-Infrastruktur nicht mehr unbedingt notwendig. Doch ist es für jedes KMU ratsam, die IT-Leistungen aus der Cloud zu beziehen? Um den Entscheid für oder gegen die Cloud-Technologie fällen zu können, sollte der Geschäftsführer oder der IT-Verantwortliche die aktuellen Vorteile und Nachteile von Cloud Computing für KMU verstehen.
Vorteile Cloud Computing
In den Anfangszeiten der Cloud, waren die ersten Unternehmen und Anwender vor allem von den tieferen Kosten und dem Komfort der Cloud-Infrastruktur begeistert. Mit der Nutzung der Cloud entfielen die mühsamen Budgetierungs- und Genehmigungsprozesse, die ab einer gewissen Firmengrösse für den Kauf von Servern und weiterer IT-Infrastruktur erforderlich war. Auch der Zeitaufwand für die Konfiguration der Hardware liess sich mit dem Einsatz der Cloud deutlich reduzieren. Mittlerweile sind auch weitere Vorteile in den Vordergrund gerückt:
1. Niedrigere Betriebskosten
Der Cloud-Anbieter übernimmt viele Aufgaben der Geräte- und Softwareverwaltung von Servern und Netzwerkgeräten bis hin zum Cloud-Speicher. Dazu gehört auch das Einspielen von Software-Updates und Sicherheits-Patches sowie der Unterhalt der Hardware.
2. Erhöhte IT-Ressourcen für die Geschäftsentwicklung
Unternehmen können auf mehr IT-Ressourcen zur Entwicklung von Services und zur Umsetzung von Projekten zur digitalen Transformation zugreifen, um die Geschäftsbereiche direkt zu unterstützen.
3. Bequemer und schneller Zugriff auf neue Technologien
KMU nutzen über die Cloud die neueste Hard- und Software, lange bevor diese für Unternehmen auf dem freien Markt käuflich verfügbar sind – so etwa die allerneuesten Rechner (CPU) oder auch Anwendungen für maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz.
4. Schnellste Verbindungen und Zugriffe
Cloud-Anbieter investieren in die neuesten Netzwerkschnittstellen sowie in Hochgeschwindigkeitsleitungen bei Internetaustauschpunkten. Dies ermöglicht den schnellsten Zugriff auf Daten und Anwendungen sowohl innerhalb des Rechenzentrums als auch für den externen Anwender im KMU.
5. Hohe Skalierbarkeit
Moderne Clouds lassen sich in hohem Mass skalieren. Anbieter können die Ressourcenkapazität für Rechenleistung oder Speicherkapazität leicht und rasch erweitern, um kurzfristig veränderten Anforderungen des Unternehmens gerecht zu werden.
6. Hohe Sicherheits-Expertise
Nur wenige KMU verfügen über internes Fachwissen im Bereich der Cybersicherheit, das mit dem Angebot von Cloud-Anbietern und den ihnen angeschlossenen IT-Dienstleistern (z.B. Managed Service Provider) mithalten kann. Ein Cloud-Anbieter kümmert sich innerhalb der Cloud und deren Schnittstellen vollumfänglich um das Thema Sicherheit .
7. Zuverlässige Infrastruktur
Die physische Infrastruktur der Cloud-Anbieter übersteigt bei weitem das, was die meisten KMU selbst aufbauen oder betreiben können. Über die Cloud steht damit in der Regel eine höchst leistungsfähige und zuverlässige IT für das KMU bereit. Einige Cloud-Anbieter bieten für eine maximale Zuverlässigkeit und Sicherheit zusätzlich geografisch verteilte Serverumgebungen (integrierte Multisite-Redundanz).
Datensicherung und Disaster Recovery sind oft die ersten Anwendungen eines KMU in der Cloud. Doch die Fülle an Cloud-Diensten ermöglicht die Umsetzung von zahlreichen weiteren Prozessen und Applikationen – dies ist einer der wichtigen Gründe, warum innovative Technologie-KMU Anwendungen der nächsten Generation rund um die Cloud entwickeln. Andere Organisationen wollen vor allem ihre bisherigen Systeme und Anwendungen in die Cloud migrieren. Dabei kommen folgende Kategorien am häufigsten vor:
- Kleine bis mittelgrosse Datenbanken, Back-End-Systeme für Unternehmensanwendungen wie ERP, Auftragsverarbeitung und Finanzwesen
- Websites, webbasierte Anwendungen und Content-Distribution
- Datenanalysen, inkl. Streaming-Daten von IoT-fähigen Komponenten oder Geräten (Internet der Dinge)
- Softwareentwicklung
Nachteile Cloud Computing
Obwohl die Cloud ein Segen für viele KMU ist, gilt es je nach Geschäftsmodell und gewähltem Cloud-Anbieter auch die Nachteile der Cloud-gestützten IT-Infrastruktur zu berücksichtigen:
1. Teilweise komplexe Preisstrukturen
Je nach Cloud-Anbieter können die zahlreichen Abonnementstufen und Preisschemas komplex sein. Diese erschweren die Analyse der Preisgestaltung und der Betriebskosten.
2. Geringere Flexibilität als selbstverwaltete IT-Umgebungen
Eine Vielzahl von Konfigurationsentscheidungen trifft der Cloud-Anbieter selbst. Je nach Cloud-Anbieter können Unternehmenskunden mit hohen Ansprüchen an individuelle Einstellbedürfnissen an Grenzen stossen.
3. Vereinzelt inkonsistenter Kundensupport
Gewisse Anbieter von Cloud-Diensten reagieren nicht schnell genug auf technische Herausforderungen oder Anfragen. Daher schliessen viele KMU einen Vertrag mit einem externen Partner für Cloud-Management und -Support ab. Anbieter von Managed IT Services sind in der Regel eine effiziente und fachlich versierte Schnittstelle zwischen Cloud-Provider und KMU.
4. Schnelle Verbindung notwendig
Cloud Computing erfordert entweder zuverlässige und schnelle Verbindungen über das Internet oder eine direkte private Verbindung zum Cloud-Anbieter.
5. Fehlendes Cloud-Knowhow der eigenen IT-Mitarbeitenden
Viele IT-Abteilungen in KMU verfügen nicht über spezifische Cloud-Expertise. Cloud-Fachspezialisten sind nicht einfach zu rekrutieren, da diese mit ihren fortgeschrittenen Fähigkeiten in der Regel für die Cloud-Anbieter selbst oder für Managed IT Service Provider tätig sein möchten.
6. Regulatorische Anforderungen in bestimmten Ländern- oder Branchen
Wenn die Cloud die KMU-Daten oder -Anwendungen ausserhalb des für das KMU relevanten Landes speichert oder verarbeitet, kann das dortige Datenschutzgesetz im Konflikt mit den strengeren Vorschriften im eigenen Land stehen. Die geografischen Datenverarbeitungsorte des jeweiligen Cloud-Anbieters sind vorgängig zu klären. Auch bestimmte branchenspezifische Anforderungen an die Datenschutzkonformität (z.B. Finanz- oder Medizinsparte) gilt es bei der Wahl des Cloud-Providers zu berücksichtigen.
Entscheid für oder gegen die Cloud für das jeweilige KMU?
Die meisten KMU kommen heute zum Schluss, dass die IT-Infrastruktur aus der Cloud sinnvoller ist als herkömmliche Hardware-IT-Lösungen vor Ort (On-Premises-Lösungen). Für das Unternehmen ist es wichtig, für sein spezifisches Geschäftsmodell die geeignete Lösung zu finden. Nebst der reinen Cloud- und der reinen On-Premises-Lösung besteht auch die Möglichkeit einer kombinierten IT-Infrastruktur. Bei dieser erfolgt die Datenverarbeitung sowohl in der Cloud als auch im physischen Rechenzentrum vor Ort – jeweils abhängig von den Anwendungen, Daten oder Prozessen. Bei der Evaluation der passenden Lösung sind alle wichtigen Notwendigkeiten abzuwägen und beim Entscheid miteinzubeziehen:
- Leistung
- Effizienz
- Geschwindigkeit
- Skalierbarkeit
- Zuverlässigkeit
- Sicherheit
- Kosten über die gesamte Lebensdauer
Fazit
Es ist zu beobachten, dass sich KMU und Startups eher für eine reine Cloud-Infrastruktur entscheiden, während grössere Unternehmen in der Regel eine Mischung aus beiden Welten bevorzugen. Vor allem kleinere und mittelgrosse Organisationen profitieren mit der Nutzung einer reinen Cloud-Infrastruktur von den genannten Vorteilen. Ob die Cloud für das jeweilige KMU tatsächlich die richtige Lösung ist und welches Cloud-Modell sich am besten eignet, lässt sich im direkten Beratungsgespräch mit einem unabhängigen Anbieter von Managed IT Services klären.
Titelbild: Microsoft